Knärzje: „Das erste Brotbier Deutschlands“
Deutschland, das Land des Brotes und des Bieres, hat jetzt sein erstes Brotbier, mit dem gleichzeitig Lebensmittelverluste reduziert werden können. Daniel Anthes braut aus Brotresten, die er von Bäckereien bekommt, das Knärzje. Am Gemeinschaftsstand der deutschen Lebensmittelwirtschaft auf der Internationalen Grünen Woche 2020 wird er sein mittlerweile mit dem „Zu gut für die Tonne!“-Bundespreis prämiertes Produkt vorstellen. Wir haben ihn vorab im Interview gefragt, was das Knärzje ausmacht.
Foto: Tobias Rücker
2019 wurde das Frankfurter Knärzje mit zahlreichen Preisen, unter anderem mit dem „Zu gut für die Tonne! – Bundespreis, ausgezeichnet. Für alle, die euch aber noch nicht kennen: Was macht ihr genau?
Daniel Anthes: Wir bieten – in dieser Art – das erste Brotbier Deutschlands an, das Genuss und Nachhaltigkeit verbindet. Dafür nutzen wir überproduziertes beziehungsweise rückläufiges Brot für die Produktion von Bier, indem wir bis zu einem Drittel des normalerweise nötigen Malzes mit Altbrot ersetzen. Durch unsere umfassendere Interpretation des Zero-Waste-Ansatzes (weg von allein Verpackungen, hin zu den Lebensmitteln selbst) ermöglichen wir eine genussvolle Sensibilisierung für das Thema Lebensmittelwertschätzung.
Wie kamst du auf die Idee, ein Brotbier aus Brotresten zu brauen?
Daniel Anthes: Ich wusste, dass es im Ausland schon Brotbier gibt und war von Anfang an begeistert von der Idee. Irgendwann habe ich mich dann gefragt, warum sich in Deutschland noch keiner an eine Umsetzung wagt. Ich meine, wir leben im Land des Bieres und Brotes – die ganze Welt ist neidisch auf unser Handwerk in diesen Bereichen! Aber zusammengedacht und -gebracht hat es noch keiner, weshalb ich dann einfach eines Tages zu mir sagte: Wenn es sonst keiner macht, mach ich es halt eben selbst! Und so war die Idee geboren, mit der ich dann bei lokalen Brauereien vorstellig wurde. Glücklicherweise konnte ich mit BrauStil und Brewids sofort sympathische und kompetente Partner finden, weshalb es auch schon direkt beim ersten Brauversuch gut klappte. Wir haben dann aber nochmal mit unterschiedlichen Brotsorten experimentiert, ehe wir uns auf eine besonders rückläufige Sorte geeinigt hatten. Schließlich geht es hier nicht nur um ein besonderes und leckeres Bier, sondern eben auch um die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Wie waren die ersten Reaktionen er Kunden auf das Bier? Und wie geht es jetzt weiter?
Daniel Anthes: Erstaunlicher-, aber natürlich auch extrem erfreulicherweise sehr positiv. Die ersten Produktionschargen haben wir auf Events verkauft, um die Menschen beim Probieren direkt zu fragen, wie es denn so schmeckt – das Feedback war außerordentlich gut. Vor kurzem haben wir dann auch unsere Crowdfunding-Kampagne mehr als erfolgreich abgeschlossen, da wir schon nach drei Wochen ausverkauft waren. Nun arbeiten wir wieder an der Skalierung und sprechen mit größeren Brauereien, um unser Knärzje in den Einzelhandel zu bringen.
Wie wird das Knärzje den Geschmack der Zukunft beeinflussen?
Daniel Anthes: Unser Knärzje zeigt, dass Genuss und Nachhaltigkeit wunderbar zusammenpassen; dass aus einem vermeintlichen Abfallprodukt noch ein hochwertiges Produkt erzeugt werden kann; dass Lebensmittelverschwendung vermeidbar ist und mit ein wenig Kreativität viele, innovative Möglichkeiten der Lebensmittelwertschätzung bereithält. Und das ist für mich der Geschmack der Zukunft: nachhaltig, verantwortungsbewusst, abwechslungsreich und verdammt lecker.
Warum sollten Besucher der Internationalen Grünen Woche unbedingt zum Gemeinschaftsstand der Lebensmittelwirtschaft und damit vom 22. bis zum 23. Januar 2020 zu euch kommen? Was gibt es bei euch zu entdecken?
Daniel Anthes: Ja, unser Brotbier natürlich! Bei uns kann man sich überzeugen, dass Nachhaltigkeit und Zero Food Waste schmecken – ob man nun Biertrinker:in ist oder nicht! Bislang hat es auch ausgewiesenen WeinliebhaberInnen besonders gut geschmeckt. Also einfach mal vorbeikommen und mit uns anstoßen, um was Größeres anzustoßen!
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