Die Zukunft der Fleischindustrie
Die Zukunft der Fleischindustrie
„Zukunft schmeckt on Tour“ im Talk mit Eberswalder Wurst- und Fleischwaren
Kann sich Fleisch als Proteinquelle der Zukunft gegen seine Alternativen behaupten? Was läuft falsch in der aktuellen Politik und wie können wir den Ernährungsstandort Deutschland sichern? Diese und weitere Fragen diskutiert Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), mit vier Experten aus Politik, Landwirtschaft und Industrie bei „Zukunft schmeckt on Tour“ bei der Eberswalder Wurst- und Fleischwaren GmbH in Britz.
Fleisch: Mit Herzblut und Tradition in die Zukunft
Die Mission der Marke Eberswalder ist es, das Traditionsprodukt Fleisch in die Zukunft zu tragen. Auch wenn viel Herzblut und Passion dahintersteckt, die Industrie sieht sich vor einige große Aufgaben gestellt: Denn die öffentliche Berichterstattung lässt das ehemalige Lieblingsprodukt der Deutschen immer mehr im negativen Licht dastehen. Geschäftsführer Sebastian Kühn macht die Zukunftschance seiner Wurst- und Fleischwaren von der Kaufentscheidung der Konsumentinnen und Konsumenten abhängig – Sympathie und Patriotismus spielen seiner Erkenntnis nach eine genauso wichtige Rolle wie Tradition und Geschmack. Nicht ganz ohne Grund sind die Eberswalder Wurstwaren Sponsoren des erfolgreichen 1. FC Union Berlin: Dem Fußballpräsidenten kommt nämlich keine vegetarische Ware ins Stadion!
„Schlachtfeld“ Landwirtschafts- und Ernährungspolitik
Die Ampelkoalition nimmt verstärkt Einfluss auf die Transformation unserer Ernährung. Aber wie weit sollte der Staat in unsere Kühlschränke hineinregieren? Steffen Bilger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, findet, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst entscheiden sollten, was sie essen. Gesunde und nachhaltige regionale Ernährung sei wichtig, die Politik dürfe aber nicht alles bestimmen. Wenn wie am Beispiel der Freiburger Mensen nur noch vegetarische Speisen auf dem Plan stünden, dann gehe das zu weit. Die gegenseitigen Blockaden in der Landwirtschafts- und Ernährungspolitik gehen auf die Kosten der Landwirtinnen und Landwirte, sie sind auf die finanzielle Unterstützung beim Umbau der Tierhaltung angewiesen. Die schwierigen Rahmenbedingungen führen indessen zu einer landwirtschaftlichen Verunsicherung. Wenn sich die Tierhaltung aus finanziellen Gründen ins Ausland verlagere, würde sich die Lage nur verschlechtern. Man dürfe sich in der Lebensmittelversorgung nicht vom Ausland abhängig machen, so Bilger.
Baustelle staatliche Tierwohlkennzeichnung
Die neue staatliche Tierhaltungskennzeichnung soll die Qualität der heimischen Produktion dokumentieren. Für Henrik Wendorff, Präsident des Bauernverbandes Brandenburg, ist diese Kennzeichnung aber nur ein halbherziger Versuch: Denn in den Angaben fehlen beispielsweise die Herkunftskennzeichnungen mit den Informationen, woher das Tier kam und wie es gehalten wurde. Unverpacktes Fleisch wird zudem überhaupt noch nicht etikettiert, Auslandsware zum großen Teil auch nicht. Für die Züchterinnen und Züchter bedeutet das Schaffen verbesserter Haltungsformen höhere Kosten, die über das Produkt ausgeglichen werden müssen. Doch wie entscheiden sich die Käuferinnen und Käufer am Ende? Für das regionale, teurere Fleisch oder die ungekennzeichnete, günstigere Auslandsware? Die Angst der Landwirtinnen und Landwirte um ihre Standorte ist laut Wendorff berechtigt, zumal die im Borchert-Plan geforderte finanzielle Unterstützung nicht beschlossen wurde.
„Klimakiller“ Fleisch
Fleisch als gesunde Proteinquelle für den Menschen steht im mehr im negativen Fokus der Öffentlichkeit und wird gerne als klimaschädlich eingestuft. Steffen Reiter, Sprecher der Initiative Fokus Fleisch, spricht sich dennoch für Fleisch als Teil einer ausgewogenen Ernährung aus: Wichtige Nährstoffe wie Aminosäuren, Eisen und Vitamin B12 seien nur in tierischen Produkten vorhanden. Seiner Meinung nach wird auch der konsequente Weg der deutschen Landwirtschaft, die bereits erreichten Klimaziele weiter auszubauen, nicht gewürdigt. Es gäbe bereits beträchtliche Aufwände für die Forschung nach alternativen Futterzusatzstoffen, wie der Rotalge gegen den Methanausstoß bei Kühen, Strom aus Biogas und der Einsatz von E-LKWs, die kaum öffentliche Aufmerksamkeit erhielten. Für alternative Proteinquellen wie zellkulturbasiertem Fleisch oder Insekten sieht er keine große Zukunft: Bei der Erzeugung von Fleisch aus dem Bioreaktor entstehe ein 25-fach höherer Klimagasausstoß als bei Rindfleisch und für Insekten auf der Speisekarte mangele es schlicht an der Akzeptanz der Deutschen, so Reiter.
Der nächste Halt unserer „Zukunft schmeckt on Tour“ war am 26. September 2023 in Schmalkalden bei Viba Sweets. Weitere Infos und den kompletten Talk finden Sie hier.
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