Wo sich Biene und Roboter gute Nacht sagen
Wo sich Biene und Roboter gute Nacht sagen
„Zukunft schmeckt on Tour“ im Talk mit Südzucker
Sie jäten, pflücken und melken Kühe – Roboter sind aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken. Gepaart mit künstlicher Intelligenz, dem Internet of Things, GPS und Big Data hat die moderne Technik das Potenzial, die landwirtschaftliche Welt langfristig zu verändern, sie effizienter, sicherer und nachhaltiger zu machen.
Wie das Arbeiten mit Robotern in der Praxis aussehen kann, erforscht die Südzucker AG auf dem Versuchsgut Kirschgartshausen bei Mannheim. Im Rahmen von „Zukunft schmeckt on Tour“ diskutiert Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Deutschland und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), mit sieben Expertinnen und Experten über moderne Anbaumethoden, digitale Technik, gezielten Düngemitteleinsatz und Biodiversität. Wie automatisiert sind die Äcker von morgen?
Unkrautvernichter ohne Chemie
Im ersten Talk gibt Dr. Peter Risser, Leiter des Versuchsguts Kirschgartshausen, einen Einblick in die Zukunft des Zuckerrübenanbaus. Auf dem Gut werden nicht nur neue Anbaumethoden, sondern auch modernste Maschinen getestet. Mit seinem Smartphone navigiert Timo Grupp von farming revolution das neueste Modell eines autonomen Unkrautroboters zum Talk. Das Gerät kann auf 70 verschiedene Kulturpflanzen trainiert werden. Über eine Kamera erkennt es, was Nutzpflanze und was Unkraut ist. Entdeckt das System ein Unkraut, schießt ein Metallbolzen hervor und drückt es in die Erde. Der Vorteil: Der Einsatz dieser Roboter spart chemische Unkrautvernichter und mühsame Arbeit für Menschen.
Dass es für die neuen Techniken ein umfassendes 5G-Netz braucht, stellt Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Staatsministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, nicht infrage. Sogar 6G müsse man auf kurz oder lang anpeilen, betont die Ministerin. Doch dafür brauche es Zeit, sofort gehe es nicht. Sie ist sich sicher, dass nur mithilfe der Digitalisierung eine nachhaltigere Bewirtschaftung gelingen kann.
Digitalisierung schafft Entlastung
Per Live-Schalte fasste Niklas Veltkamp, Mitglied der Geschäftsleitung Digitalisierung und Innovation des Bitkom e.V., noch einmal die Vorteile der Digitalisierung zusammen. So können etwa Prozesse neu gedacht werden, wie der gezielte Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Mithilfe von Robotik werden diese nur an den Stellen ausgestreut, an denen es notwendig ist. Durch das geringere Gewicht der kleinen Maschinen kann der Boden schonender bearbeitet werden. In einer Studie hat die Bitkom berechnet, dass durch eine konsequente Digitalisierung bis 2030 gut 150 Megatonnen CO2 eingespart werden können.
Er betont zudem, dass man keine Angst haben müsse, dass durch die Digitalisierung Arbeitsplätze wegfallen. Im Gegenteil. „Im Bereich der hochspezialisierten Arbeitsplätze werden wir neue hinzugewinnen. Es wird eine Verlagerung stattfinden: vom Feld in die Steuerung“, so Veltkamp. Aber auch auf dem Feld der Zukunft wird die Landwirtin und der Landwirt weiter nach dem Rechten schauen müssen, so Veltkamp weiter. Die Digitalisierung schaffe dabei große Entlastung
Ohne technischen Fortschritt geht es nicht
Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, ist überzeugt, dass wir auf eine hybride Landwirtschaft zusteuern. „Der konventionelle Bereich wird flankiert und unterstützt durch Digitalisierung und moderne Robotik, die den Landwirtinnen und Landwirten viele Tätigkeiten abnehmen. Ich denke, das wird zunehmen und die Landwirtschaft sukzessive immer umweltverträglicher. Dann wird auch der Unterschied zwischen Bio und konventionell nicht mehr allzu groß sein“, ist Hauk sicher. Auch beim Thema Gentechnik zeigt er sich offen und gibt zu bedenken, den technischen Fortschritt nicht einfach unbeachtet zu lassen.
Nachhaltig erfolgreich
Nach einem Ausflug zu Dr. Sonja Pfister vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität Mannheim, die zeigt, wie Blühstreifen die Artenvielfalt erhöhen können, kommt Dr. Niels Pörksen zu Wort. Er ist der Vorstandsvorsitzender der Südzucker AG. Das Unternehmen produziert neben Zucker unter anderem auch Stärke, Marmeladen, Proteintexturen für Fleischersatz und Bio-Ethanol. Mit letzterem möchte Südzucker einen Beitrag leisten, um den CO2-Ausstoß in der Verbrennungsmotorindustrie weiter zu reduzieren. Pörksen betont auch, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist und dass nicht ein Nährstoff für Volkskrankheiten wie Übergewicht verantwortlich gemacht werden kann.
Für Dr. Christian Geßner vom Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten/Herdecke ist die Südzucker AG ein gelungenes Beispiel dafür, wie der Spagat zwischen nachhaltiger Transformation und Effizienz auf der einen und ökonomischem Erfolg auf der anderen Seite gelingen kann.
Der nächste Halt unserer „Zukunft schmeckt on Tour“ war am 29. Juni 2021 in Königheim-Gissingheim zum Talk mit Danone. Weitere Infos und das komplette Video des Talks finden Sie hier.
„Zukunft schmeckt on Tour“ von BVE und Lebensmittelverband am 28. Juni 2021 in in Kirschgartshausen bei Mannheim wurde von der Rentenbank gefördert .
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